Dragona

 

Stute, geb. 1991, 161cm

 


Lothar

 

FM, Wallach, braun, geb. 2001, 145cm

 

Lothar konnte durch die Eigentümerin vermittelt werden.

 


Carino

 

Hengst, Mini-Shetty, geb. ca. 1998, ca. 85cm, fuchsfarben

 

Carino konnte durch die Eigentümerin vermittelt werden.

 


Balbina und Watson

 

 

Die neue Besitzerin von Balbina und Watson liess Stinah im Juni 2006 folgende Zeilen zukommen:

 

Wie kommt man auf die Idee, blinde Katzen zu adoptieren?

 

Diese Frage hat sich so mancher heimlich oder offen in meinem Umfeld gestellt. Nun, gerne will ich Ihnen erzählen, wie ich den Weg zu Balbina und Watson gefunden habe - oder sie zu mir?

 

Zum ersten Mal gehört von den blinden Katzen in Rom hab ich anlässlich eines Besuches im Januar 2006 bei der Stiftung STINAH Tiere in Not / Animal Help. Claudia erzählte mir von den Katzen, die sie auf ihrer Homepage platziert hatten und so bei der Vermittlung behilflich waren. Wir redeten ein bisschen hin und her und sie erwähnte, dass die Tiere natürlich nur in reiner Wohnungshaltung leben könnten und nicht alleine raus können. Irgendwann waren dann andere Themen aktuell und die Katzen wieder in den Hintergrund getreten.

 

Doch sie kamen wieder in mein Gedächtnis als ich das nächste Mal am PC sass und so guckte ich natürlich auf der Homepage von STINAH nach. Da sassen sie, die behinderten Italiener und so ganz langsam machte sich ein Gedanke breit in meinem Hinterkopf. Soll ich? Kann ich? Darf ich? Ich fuhr zum Stall und ging mit meinem Pferd spazieren. Mag merkwürdig klingen, aber ich erzählte ihm von den blinden Katzen und obwohl keine Antwort kam, so hatte ich es doch zum ersten Mal jemandem erzählt. Das Thema war aktiv geworden! Die neue Arbeitswoche begann und am Montag Abend war ich mir sicher, das heisst, ich wollte weitere Abklärungen treffen. So rief ich als allererstes meine Vermieter an und fragte nach der Erlaubnis zur Katzenhaltung. Sie stimmten zu, skeptisch mein Vorhaben betrachtend zwar, aber sie stimmten zu! Am nächsten Tag startete ich ein Mail an Claudia von STINAH mit meinem Vorhaben. Sie war begeistert und ich glaube, auch überrascht. Sofort kontaktierte sie Esther, die Kontaktperson in Sachen italienischer Katzen und verwies mich für weitere Fragen und Abklärungen an sie. Abends telefonierte ich ziemlich lange und intensiv mit Esther und langsam wurde mein Vorhaben wirklich Tatsache.

 

Es folgten Tage, Nächte und Wochen, in denen ich meinen Wissensdurst über Katzen im allgemeinen und blinden Samtpfoten im Speziellen stillte. Zwischenzeitlich hatte ich auch Kontakt mit Karen, einer Mitarbeiterin des Katzenasyls "Torre Argentina" in Rom aufgenommen und mein Vorhaben geschildert. In Absprache mit dem Tierarzt sowie den übrigen Mitarbeitern des Katzenasyls wurden mir Balbina und Watson vorschlagen. Balbina, eine 2 1/2jährige Katze, die zwar vorsichtig, aber doch zutraulich war und Watson, ein 1/2jähriger Kater, sehr zutraulich zum Menschen und ein richtiger Wildfang. Ich verliess mich ganz auf die Empfehlung der Leute in Rom und so wurden Balbina und Watson gechipt und reisefertig gemacht.

 

Am Samstag, dem 8. April war es endlich soweit. Meine Geduld wurde seit meinem Entschluss auf eine harte Probe gestellt, wartete ich doch nun schon fast 3 Monate auf meine neuen Mitbewohner. Frühmorgens flogen Esther und ich also nach Rom und nach Entledigung unseres Gepäcks galt natürlich der erste Besuch dem "Torre Argentina" und meinen Katzen. Eine Mitarbeiterin führte mich in den Raum der behinderten Katzen, hob Watson auf und drückte ihn mir in den Arm. Dieser, gar nicht scheu, war ruckzuck auf meinen Schultern und beschnüffelte mich ganz neugierig. Balbina lag in ihrem Körbchen und zeigte anfänglich sehr viel Vorsicht. Streicheln war nur möglich, wenn sie sicher auf ihrem Schlafplatz lag. Lief sie herum, wurde sie durch Zurufe oder gar streicheln sofort unsicher und suchte die Sicherheit ihres Körbchens. So sass ich einfach da und redete ganz leise mit ihr. Sah sie mir an und langsam durfte ich eine Hand in das Körbchen legen, sogar ihren Hals kraulen. Erste zarte Bande waren geknüpft. Watson derweil freute sich über die neu entstandene Klettermöglichkeit und bekrabbelte mich von hinten bis vorne. Sah man seine Augen nicht, war es wirlich kaum zu glauben, dass der kleine Kletteraffe blind sein soll. Stolz wie Anton tapste er durch den Raum, ergriff jede Möglichkeit zum Spiel und freute sich über jeden Besuch. Watson war ganz offensichtlich "everybodys darling" im Katzenasyl und er genoss diese Rolle.

 

Schnell war Montag und die Zeit des Abschieds gekommen. Balbina und Watson wurden in ihre Transporttaschen verfrachtet und Karen brachte uns zum Flughafen. Alle Bedenken und Befürchtungen waren umsonst, blieben die beiden doch sehr ruhig. Wahrscheinlich war für dieses Unterfangen ihre Blindheit sogar ein Vorteil. Zuhause angekommen, entliess ich die beiden sofort in ihre Freiheit und zeigte ihnen als allererstes ihr Kistchen. Von da aus erkundeten sie überraschend schnell die Wohnung. Watson, wie gewohnt gar nicht scheu, liess sich auch sofort zum spielen animieren und so war seine Welt schon wieder fast in Ordnung. Wie ein kleiner Welteroberer erkundete er jede hinterste Ecke und kletterte überall rauf. War er zu forsch, erklang manchmal ein klägliches miauen, man möge ihn retten, weil er den Rückweg nicht mehr fand. Ich versuchte von Anfang an, ihn nicht einfach in Sicherheit zu heben, sondern zeigte ihm mittels klopfen und kratzen den Weg zurück. Schnell lernte er so, auch wieder runter zu kommen, wo er rauf gestiegen war.

Balbina schlich anfangs sehr geduckt durch die Wohnung und verkroch sich erstmal ein Weilchen unter der Couch. Ganz offensichtlich wollte sie aber nicht hinten anstehen und kam immer wieder neugierig hervor, um da und dort zu schnuppern. Nach zwei Stunden liefen beide schon über die Couchlehne und sogar der Kratzbaum wurde schon inspiziert. Die ersten Nächte waren ziemlich unruhig und vorallem Balbina miaute sehr viel. Das legte sich aber mit der Zeit und sie wurde von Tag zu Tag ruhiger, ausgeglichener und sicherer.

 

Heute, nach fast 4 Wochen, legt sich Balbina vertrauensvoll zu mir auf die Couch und holt sich ihre Streicheleinheiten. Seit einer Woche schleicht sie auch nachts zu mir ins Bett und geniesst offensichtlich die Nähe. Selbst Besuch bringt sie nicht mehr so arg aus der Fassung. Beide kennen sie die Wohnung mittlerweile in- und auswendig, steigen bis zuoberst auf den Kratzbaum und finden zielsicher die angenehmsten Schlafplätze auf dem Bürostuhl oder der Couch. Bei schönem Wetter mache ich tagsüber die Fenster auf, gesichert mit einem Katzennetz, und so können sie wenigstens ein bisschen weite Welt schnuppern und den vielen Geräuschen lauschen vom Esstisch aus, was sie sichtlich interessiert. Mit Watson übe ich im Moment ein Brustgeschirr anzuziehen, was mit Geduld sicher irgendwann klappen wird. So wird er eines Tages auch die Welt draussen erleben dürfen, gesichert mit einer Leine. Bei Balbina verschiebe ich dieses Unterfangen noch bis sie sicherer geworden ist. Momentan kann ich sie zwar sehr gut streicheln und kraulen, aber nicht halten. Vielleicht ist ihr Vertrauen eines Tages gross genug, um sie ebenfalls an ein Brustgeschirr gewöhnen zu können. Es wäre schön, wenn ich ihnen wenigstens auf diese Art und Weise ein wenig Freilauf und Natur bieten könnte.

 

Es ist faszinierend, wie die Tiere mit ihrer Einschränkung umgehen und ganz einfach das allerbeste aus ihrer Situation machen. Für sie ist es ihr normales Leben und anders als der Mensch, hadern sie nicht mit ihrem Schicksal. Ich bin glücklich, habe ich diese Erfahrung machen dürfen. Balbina und Watson haben mein Leben sehr bereichert und schon jetzt würde ich nicht mehr auf ihre Gesellschaft verzichten wollen. Sie haben sich sehr schnell in mein Herz geschnurrt.

 

Möchten Sie mehr über blinde Katzen und das Leben mit ihnen erfahren? Überlegen Sie sich gar, einer behinderten Katze ein Zuhause zu geben? Gerne stehe ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sie können mich per E-Mail unter claudia_kessler@freesurf.ch jederzeit erreichen.

 

Claudia Kessler, Winterthur

mit Balbina und Watson

Mai 2006