Jarsun
1986
Wallach
Rasse: CH
Verdankungen
Hans Büchi, Teil-Pate
Jarsun wurde 1986 als Sohn einer Vollblutstute und eines Camarguehengstes im bündnerischen Giarsun geboren. Als „Weideunfall“ sollte er im Alter von 6 Monaten bereits den Weg in den
Schlachthof antreten, wäre da nicht im Herbst eine zufällige Ferienbekanntschaft mit einem Unterländer entstanden. Dieser entschied ganz spontan, dem Fohlen eine Chance zu bieten, worauf Jarsun
in die nebligen Tiefen der Schweiz umsiedelte.
Wohl um die innere Grösse etwas auszugleichen entschied die Natur, dass Jarsun bei gut 150cm Widerristhöhe ausgewachsen sei, was in deutlichem Widerspruch zur Grösse seines Retters stand
und für eine gemeinsame reiterliche Zukunft eher hinderlich war. Glücklicherweise passte es aber zwischen Jarsun und der Partnerin seines Eigentümers, die sich in der Folge seiner annahm. Die
beiden verbrachten viele gemeinsame Jahre, in denen sich Jarsun – seiner inneren Grösse entsprechend – als sehr gelehrig, vielseitig und engagiert zeigte. Zumeist war er für alle Unternehmungen
zu haben, kannte keine Furcht und keine Müdigkeit, jedoch kam es – und mit zunehmendem Alter vermehrt – immer wieder vor, dass er aus geringfügigem Anlass unkontrollierbar wurde und durchbrannte.
Nachdem trotz mehrjährigem Suchen weder eine Ursache noch eine Remedur gefunden werden konnte und das Durchbrennen allmählich lebensgefährliche Formen annahm (Jarsun stoppte in aller Regel erst
unmittelbar vor seiner Box), entschied sich die Besitzerin für eine Auszeit, um sich und auch Jarsun eine gewisse Erholung und Distanz zu ermöglichen - natürlich auch hoffend, das Problem könne
allenfalls auf diesem Weg gelöst werden.
Wie sich im Nachgang bei uns herausstellte konnte das Problem gelöst werden, aber der Besitzerin wurde während letztlich zweier pferdefreier Jahre klar, dass sie es mit Jarsun nicht mehr
versuchen konnte und wollte. Zu gross war die Angst, er könnte sein altes Verhalten wieder zeigen und sie und Dritte gefährden. Jarsun, zu jenem Zeitpunkt 18 Jahre alt und mit der in ihm
lauernden Gefahr unverkäuflich, sollte eingeschläfert werden.
Mit diesem Handicap zog der weise weisse Mann im Herbst 2004 bei Stinah ein. Mit einem gerüttelten Mass an Selbstvertrauen wurde er nach zweimonatiger Eingewöhnungszeit unter den Sattel
genommen, denn der Herr wollte unterhalten werden oder aber Unterhalter sein. Und seine Form der Unterhaltung gereichte in der Herde weder zur Freude noch zu besserer Verständigung. Jarsun war
nämlich häufig der Meinung, die Gruppe etwas aufmischeln zu müssen, was aber für die älteren Mitglieder, die nicht alle über eine derart bombastische Konstitution verfügen wie Jarsun, richtig
gehend mühsam wurde.
Seit Frühling 2005 wird Jarsun regelmässig geritten. Er hat sich in dieser ganzen Zeit kein einziges Mal unkooperativ oder gar gefährlich gezeigt. Vielmehr ist er jedenfalls aus des
Bereiters Sicht eines der besten und sichersten Pferde im Stall. Auch diverse „Tests“ in Form von Badeausflügen, Gymkhanas, Schweigewanderungen etc. hat er immer mit Bravour gemeistert. Trotz
seines fortgeschrittenen Alters zeigt er kein bisschen Müdigkeit, jedoch ist mit der Abwechslung etwas mehr Ruhe und vollkommene Ausgeglichenheit eingekehrt ist. Jarsun scheint heim gekommen zu
sein.
Wenn man ihn aber an einem kühlen Weidetag übers Grün rasen sieht, mit dem Blick verfolgt, wie er den Kopf weit in die Lüfte gereckt über den Boden fliegt, sich in die Kurven legt und ohne
dass es ihn anzustrengen scheint, Runde um Runde die Hufe auf die Wiese donnern lässt, wenn man sich dann seiner Geschichte erinnert, erahnt man, was in dem Kerl stecken kann und dass man seine
unbändige Kraft und Laufeslust nicht unkontrolliert erleben möchte.